Warum machen Sie bei den Bonner Tagen der Demokratie mit?
Hanna Pletziger: Dass Wissenschaftsfreiheit nicht selbstverständlich ist, erleben wir als Max Weber Stiftung immer wieder. Wir sind mit unseren Forschungsinstituten auch in Ländern vertreten, in denen Freiheit von Forschung und Lehre nicht gegeben ist. Die Bonner Tage der Demokratie sind für uns eine Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, dass wir uns mit unserem Grundgesetz in einer sehr glücklichen und privilegierten Lage befinden.
Was kann die Wissenschaft zur Stärkung der Demokratie beitragen?
Pletziger: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich in Diskussionen einbringen und als Experten die Politik beraten. Sie können einordnen und größere Zusammenhänge erklären, wo einfache und verkürzte Antworten nicht ausreichen. Das ist besonders in Zeiten von Populismus und Fake News umso wichtiger. Wissenschaft bedeutet dabei immer auch Austausch von Argumenten – und das ist es, was Demokratie ausmacht. In ihren Gastländern schaffen die Auslandsinstitute der Max Weber Stiftung Freiräume für diesen Austausch und tragen damit zu einer Verständigung über Ländergrenzen hinweg bei. Das ist insbesondere an den Orten wichtig, an denen Wissenschaftsfreiheit zunehmend eingeschränkt wird.
Was ist für Sie das Wichtigste beim Thema Demokratie?
Pletziger: Eine der größten Errungenschaften der Demokratie ist, dass jeder das gleiche Recht auf Bildung hat. Nicht die Herkunft entscheidet darüber, welche Position jeder einzelne ergreifen kann, sondern Leistung. Bildung ist zudem der Schlüssel für mündige und eigenständige Bürgerinnen und Bürger, die mitdenken und ihre Meinung sagen. Meinungsfreiheit ist auch wichtig für die Wissenschaft: Wissenschaft muss nachbohren, nachhaken und infrage stellen dürfen, auch wenn dadurch unangenehme oder schwierige Themen zu Tage kommen.
Die Max Weber Stiftung ist einer der Förderer der Arena-Diskussion „Demokratie in Gefahr“, die am 22. Mai um 19.30 Uhr in Malentes Theater Palast stattfindet.